Tod im Thurhof | ||
Chronologie der Ereignisse |
«"Der Mann starb an einer Überdosis Drogen", weiss Wieland». So jedenfalls war es im Tagblatt vom 15.02.2003 zu lesen. Eine genauere Betrachtung der Ereignisse, welche dem Todesfall vorausgingen, lässt Zweifel daran aufkommen, ob die Wahrheit wirklich so einfach ist... | ||
Aus Gesprächen mit Bewohnern des Heims liessen sich die letzten Tage von Tony Paul Nnamdi rekonstruieren: |
Samstag 8. Februar 2003 |
Nnamdi hat leichtes Fieber, die Haut juckt. Er geht zum Büro des Zentrums und verlangt nach einem Arzt. Dies wird verweigert; stattdessen erhält Nnamdi ein Schmerzmedikament. Abend: Nnamdi leidet unter Appetitlosigkeit und Schwäche. Das Fieber steigt. |
Sonntag 9. Februar 2003 |
Der Zustand verschlechtert sich weiter. |
Montag 10. Februar 2003 |
Am Nachmittag Besuch beim Arzt. Dieser diagnostiziert Windpocken und gibt dem Patienten ein Medikament |
Dienstag 11. Februar 2003 |
Nnamdi geht es zusehends schlechter; am Nachmittag bittet er (erfolglos) um Überweisung in's Spital. Abend: starke Kopfschmerzen, hohes Fieber; Nnamdi beginnt zu halluzinieren und Blut zu erbrechen. Zwei Freunde intervenieren im Zentrumsbüro und verlangen einen Transfer ins Spital. Dieser wird verweigert. |
Mittwoch 12. Februar 2003 |
Nach Mitternacht: Die Zimmergenossen sehen die rapide Verschlechterung des Zustandes. Nnamdi ist kaum mehr ansprechbar. Die Nachtwache wird alarmiert und mehrfach aufgefordert, den Mann in's Spital einliefern zu lassen. Vergeblich. Die Möglichkeit, Nnamdi selbst in ein Spital zu bringen entfällt, weil die Asylbewerber nachts eingeschlossen sind. In ihrer Verzweiflung rufen sie über ein Handy die Polizei an. Über die nun folgenden Minuten gibt es verschiedene Versionen (wahrscheinlich bedingt durch sprachliche Probleme und durch die Aufregung). Fest steht jedoch, dass die Polizei nicht unverzüglich die Ambulanz aufgeboten, sondern sich erst noch mit der Nachtwache des Heims besprochen hat.
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