zurück Dokus HomeHome augenauf

Pressestimmen zur
Asylunterkunft Dornach

Kurzübersicht
Chronik eines lange überfälligen Rücktritts
Hausordnung der Asylunterkunft
Bilder zum Zustand des Containers


30.11.1999 Basellandschaftliche Zeitung Leiterin im Schussfeld der Kritik
30.11.1999 Basler Zeitung Wirbel um Asylunterkunft
5.01.2000 Basler Zeitung Kanton Solothurn weist Gemeinde Dornach im Asylwesen Mängel nach

Basellandschaftliche Zeitung, 30.11.1999, S.18
   

Leiterin im Schussfeld der Kritik

ASYLBETREUUNG / Die Menschenrechtsorganisation «augenauf Basel» hat die Leiterin der Asylbewerberunterkünfte in Dornach mit massiven Vorwürfen überschüttet. Sie fordert deren sofortige Absetzung

Mit massiven Vorwürfen attackiert die Menschenrechtsorganisation «augenauf basel» die Leiterin der Asylunterkünfte in Dornach C.K.. Nach Ansicht des Vereins missachtet sie die Menschenrechte grundlegend. Zudem seien die Zustände im Wohncontainer der Asylsuchenden «himmelschreiend».
Die Chefin würde den Asylsuchenden das Taschengeld vorenthalten und das Geld möglicherweise abzweigen, behauptet «augenauf basel». Würde ein Bewohner des Wohncontainers seiner Putzpflicht nicht nachkommen, nehme die Leiterin Kollektivstrafen vor. Auch für Reparaturen ziehe sie regelmässig Geld ein, heisst es in dem zweiseitigen Schreiben weiter.
Die Leiterin würde die Flüchtlinge beschuldigen, Sabotageakte vorzunehmen, moniert «augenauf basel». Statt die Bewohner des Containers zum Arzt zu schicken, würden sie mit zum Teil rezeptpflichtigen Medikamenten abgespeist. Die Leiterin öffne auch die Post der Asylsuchenden und beschlagnahme bei der Anwesenheitskontrolle das Bettzeug, wenn die Bewohner zu spät nach Hause kämen.
Aus diesem Grund fordert «augenauf Basel» die sofortige Suspendierung der Heimleiterin, eine Untersuchung der Vorfälle und die Offenlegung der Buchhaltung der Asylunterkünfte in Dornach.
«Von den Vorwürfen habe ich noch nichts gehört« sagt C.K. erstaunt. Ausser den üblichen kleineren Problemen seien keine anderen Schwierigkeiten vorhanden. Vermutlich habe sie jemand angeschwärzt. Wenn AsyIsuchende Probleme hätten, könnten sie sich mit ihren Beschwerden an die zuständigen Stellen im Kanton wenden.
«Wir wurden von verschiedenen Seiten auf die Missstände aufmerksam gemacht und haben mehrere zuverlässige Quellen», erklärt A.W. von «augenauf basel«. Sogar rassistisches Verhalten sei der Leiterin nachzuweisen. Der Caritas als offizieller Betreuungsorganisation der Asylsuchenden im Kanton Solothurn seien die katastrophalen Zustände in Dornach schon längst bekannt, auch die beiden Dornacher Pfarrämter hätten interveniert. Caritas habe sich ohne Erfolg für eine Verbesserung an die Gemeinde gewandt. Gegen die unhaltbaren Zustände will «augenauf basel» heute Abend mit dem Verteilen von Flugblättern an der Premiere des neuen Dornacher Dokumentarfilmes protestieren.
Verena Sutter, Präsidentin der Dornacher Asylbewerberkommission, ist sich bewusst, dass die baulichen Zustände im Container schlecht sind. Man habe ein neues Projekt ausgearbeitet, dies sei aber vom Kanton zurückgestellt worden. Über die persönlichen Vorwürfe an die Adresse von C.K. will sich Verena Sutter nicht äussern, bevor sie nicht mit allen Beteiligten darüber geredet und den Wahrheitsgehalt überprüft hat.
Schnell reagiert haben die Gemeindebehörden von Dornach: Das Departement des Innern soll die Buchhaltung des gesamten Dornacher Asylwesens untersuchen. Die Asylbewerberkommission muss die vorgebrachten Vorwürfe genauer unter die Lupe nehmen. Das Gesuch für eine neue Asylbewerberunterkunft ist unverzüglich an das Bundesamt für Flüchtlinge weiterzuleiten.

Basler Zeitung, 30.11.1999
   

Wirbel um Asylunterkunft

Die Menschenrechtsgruppe «augenauf basel» behauptet, dass in der Dornacher Asylunterkunft unhaltbare Zustände herrschen. Heute Abend ist eine Protestaktion geplant.

Dornach/Basel/Solothurn. bea. Bis jetzt verliefen die Feierlichkeiten zum 500-Jahr-Jubiläum der Schlacht bei Dornach friedlich. Erstmals dürfte heute Abend aber die Ruhe gestört werden. Just zur Vernissage des Films «Leben in Dornach» plant die Menschenrechtsgruppe «augenauf basel» eine Protestaktion. Nicht das filmische Werk von Armando Dotto bildet Anlass zur Kritik, sondern die Zustände in den örtlichen Asylunterkünften.

«Schattenseiten des Lebens»

Wie eine Sprecherin des Vereins «augenauf basel» auf Anfrage erklärt, werden Vereinsmitglieder vor der Filmvorführung Flugblätter verteilen. «Wir wollen die Dornacher über die Schattenseiten des Lebens in Dornach informieren.» Mit der Aktion soll die Film-Vorführung nicht gestört werden.
In ihren Flugblättern verlangt die Gruppierung die sofortige Suspendierung der Leiterin der Asylunterkünfte in Dornach sowie die Offenlegung der Buchhaltung. Seit Jahren sei das Leben in den Asylunterkünften an der Amthausstrasse 8 und Weidenstrasse 17 «von einer feindlichen, rassistischen und diskriminierender Atmosphäre geprägt». Im Flugblatt wird der Heimleiterin beispielsweise vorgeworfen, Asylbewerbern das ihnen zustehende Taschengeld zu kürzen. Es stelle sich die Frage, was mit diesen abgezogenen Geldern geschehe. «Fliessen sie zurück in die Gemeinde? Oder sind sie Teil des Lohnes der Heimleiterin?»
Weiter werfen die Vereinsmitglieder der Heimleiterin vor, dass sie den Flüchtlingen rezeptpflichtige Arzneien verteile, anstatt die Betroffenen zum Arzt zu schicken. Auch soll sie immer wieder private Briefe geöffnet haben. Die Caritas sei deshalb beim Kanton schon mehrfach vorstellig geworden. Allerdings erfolglos, wie eine Sprecherin von «augenauf» ausführt.
Dornachs Gemeindepräsident Hans Walter hat gestern, nachdem er durch einen besorgten Bürger von Dornach von der Protestaktion Wind bekommen hatte, sofort reagiert. Er berief noch für gestern Abend eine Sitzung ein. Nach Rücksprache mit der Gemeinderatskommission forderte er das Departement des Innern in Solothurn auf, «die Buchhaltung des gesamten Dornacher Asylwesens zu überprüfen und dem Gemeinderat nachher einen Bericht vorzulegen». Gleichzeitig wurde die Asylbewerberkommission mit der Überprüfung der Vorwürfe an die Asylbetreuerin beauftragt.
Walter zeigt sich auf Anfrage überrascht von den Vorwürfen. Weder die Menschrechtsgruppe noch Asylbewerber seien je an ihn herangetreten. Einzig vor ein paar Wochen habe die Gruppe um Erlaubnis gebeten, im Heim Filmaufnahmen machen zu können. Caritas habe die Heimleitung übernehmen wollen. Der Gemeinderat habe das Begehren aber abgelehnt.

Von «rauher» Natur

Was die Heimleiterin anbelangt, gilt für Walter die Unschuldsvermutung. Es sei ihm bekannt, dass sie wohl eher von «rauher» Natur sei. «Bei der Durchsetzung der Hausordnug ist sie eher ein Feldweibel als eine Soldatenmutter.» Den Vorwurf, dass sie gegen das Menschenrecht verstosse, höre er aber zum ersten Mal. Sie sei seit dem 1. April 1995 in Dornach tätig und verfüge über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen. Die betroffene Asylbetreuerin war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Der Verein «augenauf» existiert in der jetzigen Form seit Mai und hat sich zum Ziel gesetzt, «Übergriffe von Polizei und Behörden» auf gesellschaftlich schwächer gestellte Menschen aufzudecken und dagegen vorzugehen.

Basler Zeitung, 5.01.2000
   

Kanton Solothurn weist Gemeinde Dornach im Asylwesen Mängel nach

Nachdem die Organisation «Augenauf Basel» Dornachs Asylbetreuung kritisierte, fordert nun der Kanton Dornach unverzüglich zum Handeln auf. Mängel weist die kantonale Amtsstelle der Gemeinde im Abrechnungswesen sowie bei den Unterkünften nach. Die Asylbetreuerin reichte ihre Kündigung ein.

Dornach/Solothurn. bea. «In Dornach ist die Abrechnung im Asylwesen nicht transparent. Wie viel Geld an die Heimbewohner ausbezahlt oder auch nicht ausbezahlt wurde, ist nicht ersichtlich.» Zu diesem Schluss kommt das Amt für Gemeinden und soziale Sicherheit des Kantons Solothurn bei seiner aufsichtsrechtlichen Untersuchung, wie von Amtsvorsteher Marcel Châtelain zu erfahren ist.
Dornachs Gemeinderatskommission hatte das Amt mit der Prüfung beauftragt, nachdem die Menschenrechtsgruppe «Augenauf Basel» schwere Vorwürfe gegen die Asylbetreuung in Dornach erhoben hatte (BaZ vom 30. November 1999). «Augenauf» verlangte damals die sofortige Suspendierung der Leiterin der Asylunterkünfte sowie die Offenlegung der Buchhaltung. «Augenauf» warf der Heimleiterin beispielsweise vor, Asylbewerbern das ihnen zustehende Taschengeld zu kürzen.

«Nicht ordnungsgemäss»

Marcel Châtelain, Chef vom Amt für Gemeinden und soziale Sicherheit des Kantons Solothurn, bestätigt auf Anfrage, dass einige Vorwürfe zutreffen, «allerdings nicht in dieser krassen Art», wie sie «Augenauf» formuliert habe. Vom Wort «unhaltbar» distanziert sich Châtelain deshalb klar. Für ihn sind die Zustände «nicht ordnungsgemäss». Mängel wies der Kanton Dornach im Asylwesen bei der Buchführung sowie bei den Unterkünften nach. Laut Châtelain fordert der Kanton Dornach deshalb auf, die baulichen Mängel bei den Unterkünften «unverzüglich» zu beheben. Ebenso legt die kantonale Amtsstelle der Gemeinde nahe, so rasch als möglich eine neue Unterkunft zu erstellen. Von aufsichtsrechtlichen Massnahmen kann laut Châtelain abgesehen werden, da sich die Gemeinde sehr kooperativ zeige.

Dornach hat bereits gehandelt

Die Gemeinderatskommission von Dornach hat auch bereits gehandelt, wie aus dem Sitzungsprotokoll vom Montag hervorgeht. Für die Behebung der baulichen Mängel nennt die Kommission den 14. Januar als Frist, und die Bauverwaltung soll bis spätestens Ende Februar ein Vorfinanzierungsprojekt für die Erstellung einer neuen Asylunterkunft beim Departement des Innern einreichen. Auszahlungen und Besprechungen mit den Asylbewerbern sollen ab sofort nur noch in Anwesenheit von zwei Betreuungspersonen stattfinden.
Weiter wird Hansruedi Götz aus Dornach als Revisor beauftragt, die Betreuungspersonen im Abrechnungsbereich zu unterstützen, zu kontrollieren und an die Gemeinderatskommission Bericht zu erstatten. Ausserdem soll die Rechnungsprüfungskommission bei der Revision der Gemeinderechnung 1999 dem Abschnitt Asylbereich ein besonderes Augenmerk schenken. Weiter will die Gemeinderatskommission die Asylbewerber-Kommission auf fünf Mitglieder aufstocken und beauftragen, ein Pflichtenheft zu erstellen.
Da die Leiterin der Asylunterkünfte inzwischen ihre Kündigung eingereicht hat, befürwortet die Gemeinderatskommission, dass der Stellvertreter ab Februar die Leitung übernimmt. Dass die Heimleiterin, obwohl ihr keinerlei strafrechliches Vergehen nachgewiesen wurde und die Behörden ihr den Rücken stärkten, ihr Amt niederlegen will, ist für Dornachs Gemeindepräsident Hans Walter nachvollziehbar: Es sei einfach zu viel Geschirr zerschlagen worden, meint er auf Anfrage. Die Heimleiterin war seit dem 1. April 1995 in Dornach tätig und verfüge über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen.

«Augenauf» sieht sich bestätigt

«Augenauf Basel» nahm «mit Freude zur Kenntnis, dass die Leiterin der Asylunterkünfte die Unterkünfte per Ende Januar verlässt.» Damit sei, so hält A.W. im Namen von «Augenauf Basel» fest, das wichtigste Ziel erreicht. Dem Bericht des Kantons stellt sich «Augenauf Basel» allerdings kritisch gegegenüber. So wundern sich die Aktivisten etwa darüber, dass die Untersuchung der Vorfälle ohne Beizug eines Juristen durchgeführt wurde.
Dass die Untersuchung keinerlei strafrechtlich relevante Tatbestände ans Licht brachte, ist den Mitgliedern von «Augenauf Basel» schlicht unbegreiflich. Mehrere Heimbewohner hätten gegenüber «Augenauf Basel» bestätigt, dass die Asylbetreuerin an Stelle einer Visite beim Arzt den Flüchtlingen rezeptpflichtige Medikamente ohne Rezept abgegeben, ihre Briefe geöffnet sowie willkürlich Gelder abgezogen habe. «Augenauf» sieht sich aber grundsätzlich in seinen Vorwürfen bestätigt, da die Untersuchungskommission von einer fehlerhaft geführten und lückenhaft umgesetzten Buchhaltung schreibe.

  Home » Themen » Dornach » Presse [Uebersicht] [Chronik] [Hausordnung] [Fotos]