Basellandschaftliche ZeitungErschienen am: 16.10.2002


Haus für Asylbewerber gesucht

Wie weiter? Der Eigentümer des Münchensteiner Asylwohnheims hat das Auftragsverhältnis mit der Gemeinde gekündigt. Nun sucht ein Ausschuss nach neuen Unterkünften.

VON CHRISTAN KELLER

MÜNCHENSTEIN. Der Leiter und gleichzeitige Eigentümer des Münchensteiner Asylheims hat sein Auftragsverhältnis mit der Gemeinde gekündigt. Das Heim ist im März dieses Jahres in die Schlagzeilen geraten, weil laut der Menschenrechtsorganisation "augenauf" im Heim "miserable Verhältnisse herrschen". Statt das Heim zu sanieren, muss die Gemeinde ein neues Wohnheim suchen, Gesetzlich ist Münchenstein nämlich zur Aufnahme von 140 AsyIsuchenden verpflichtet.

Neues Kollektiv-Heim - eine mögliche Variante

Im kommunalen Ausschuss "Wohnheim für Asylbewerber" wird derzeit eifrig nach Unterkunftsmöglichkeiten gesucht. Wie Ausschussmitglied Walter Hofer sagt, sei man in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton daran, ein Konzept auszuarbeiten. Es sei jedoch verfrüht, bereits konkrete Angaben zu machen. Laut Gemeindeverwalterin Béatrice Grieder ist davon auszugehen, dass auch künftig eine externe Firma die Betreuung der Asylbewerber übernehmen wird, Kritik seitens "augenauf" hin oder her. Die Errichtung eines neuen Kollektivheims scheint ebenfalls wahrscheinlich.
Die Gründe, die den Leiter des Asylheims, Ronald Probst, zur Kündigung veranlasst haben, kann sich die Gemeindeverwalterin nicht erklären. Fest stehe aber, wie Georg B. von "augenauf" weiss, dass es zwischen den Gemeindeverantwortlichen und Probst zu Unstimmigkeiten gekommen sei. Probst habe dem Gemeinderat nächtliche Polizeikontrollen im Asylheim verschwiegen. Für Probst selbst ist in dieser Angelegenheit alles Wichtige gesagt worden. Er zeigte sich daher zu einer Stellungnahme nicht bereit.
Im vergangenen März demonstrierte "augenauf" gegen die aus ihrer Sicht "menschenverachtende Käfighaltung der Flüchtlinge". Dass sich zwölf Männer einen Verschlag von nur 24 Quadratmetern teilen müssten und für vierzig Personen gerade mal vier Toiletten zur Verfügung stünden, sei schlicht inakzeptabel, rügten sie. Dem Gemeinderat wurde eine Haltung der "Verweigerung" vorgeworfen. Und auch am Asylheim-Leiter liess man kein gutes Haar: Er habe, so findet B., die sanitären Einrichtungen des Asylheims aus finanziellem Interesse bewusst verlottern lassen.
Für B. liegen die Gründe dafür nahe: "Probst war von der Gemeinde als Externer beauftragt worden, die Betreuung der AsyIsuchenden zu übernehmen. Er arbeitete daher gewinnorientiert". Nur das "Allernötigste" sei repariert worden.

Kein Interesse an einer Sanierung des Hauses

In einer Stellungnahme betont der Gemeinderat, seiner Betreuungspflicht sehr wohl bewusst zu sein. Er verweist auf eine Bescheinigung des kantonalen Sozialamtes, dass sich Münchenstein bezüglich der Unterbringung von Asylbewerbern "im durchschnittlichen Rahmen" bewege.
Weil Probst seine Verträge mit der Gemeinde per 31. März 2003 aufgekündigt hat, und sich die Behörden daher ohnehin nach neuen Unterkunftsmöglichkeiten umsehen müssen, wären grössere Investitionen in das jetzige Asylwohnheim sinnlos. Deshalb sei nur das Nötigste repariert worden, räumt Gemeindeverwalterin Béatrice Grieder ein.

AUSGEDIENT. Das Asylbewerberheim in Münchenstein, das im März dieses Jahres wegen beengender Raumverhältnisse für Schlagzeilen gesorgt hatte, wird Ende März 2003 geschlossen.
FOTO bz-ARCHIV/FROSSARD

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