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Marco's Geschichte
Marco wurde 1952 in Schiers GR geboren und wuchs in
kleinbürgerlichem Milieu auf. Das Gymnasium in Schiers, wo
autoritäres Elitedenken und Karrieredünkel vorherrschten, brach er
ab. Als er eine Bauernlehre auf dem Plantahof anfing, kam er in
Konflikt mit den herrschenden Vorstellung von der Notwendigkeit der
Chemiedüngung. Marco ging auf die Alp. Dort wurde ihm klar, dass sich
an den Zuständen solange nichts ändert, bis man sich ihnen stellt.
Als Militanter der Anti-AKW-Bewegung und kämpferischer Anarchist
nahm Marco Ende 70er Jahre aktiv an den Kämpfen gegen die hiesige
Atomlobby teil. Es war ihm klar, dass Unternehmer und Profitgierige
und skrupellose AKW- und Elektromafia der NOK Menschen und Natur
kaputtmachen. Im April 1979 fasst Marco den Entschluss Zeichen zu
setzen, die keine Missverständnisse erlaubten und begann Sprengstoff
zu besorgen. Die NOK ist die grösste Institution der heimischen
Stromproduzenten. Diese wollte in diesen Wochen im Bündner Oberland
das Wasser des Vorderrheins aus dem natürlichen Bett in einen Stollen
führen. Sie hatten gleichzeitig vor, die Bäche aus zwei Tälern hinter
eine Staumauer zu leiten. Als Marco las, dass das AKW Gösgen bald in
Betrieb genommen werden soll, entschloss er sich zur Aktion. Am
22.11.1979 in Fläsch bei Balzers, sprengten sie den Stahlgittermast
der NOK, einer von vier Betonsocken wurde weggesprengt, eine weitere
Ladung war nicht hochgegangen. "Mast gesprengt, vielen Dank für Gösgen". Am 24.12.1979 hüpften Marco und Rene über
den Zaun der Kraftwerkzentrale Sarelli bei Bad Ragaz, die auch zu 3/4
der NOK gehörte, sie sprengten 3 Transformatoren und einen
Richtstrahlmast aus Beton, Schaden 1.4 Mio.Fr.
Nach dem 2. Anschlag übernimmt die Bundesanwaltschaft die ganze
Sache.
In Chur werden diverse Leute verhaftet und bespitzelt, es wird ein
Kopfgeld von 10'000.-- ausgesetzt. Jedenfalls hat jemensch
gezwitschert und daraufhin gibt es eine nationale Fahndung nach Marco
und Rene. Am 8. Januar 1980, genau an dem Tag als die Regierung vom
Kt. Graubünden der NOK die Bewilligung der beiden Anlagen im
Oberland, erteilte, wurden Marco und Rene in St. Gallen in einer
Wohnung verhaftet. Nach 14 Tagen Isolationshaft in St. Gallen (kl.
Zelle und alle 2 Stunden geht das Licht an) ertrug er die Enge nicht
mehr und erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde ins Inselispital
Bern gebracht, wo er medikamentös behandelt wurde. Marco ist 28 Jahre
alt. Rene liess sich von Marco's Zustand, Aussagen anderer unter
Druck setzen und machte Aussagen. Nach einem Monat werden beide im
März 1980 in das Sennhof-Gefängnis nach Chur gebracht, wo sie bis zum
Prozess vom 25.1.1981 blieben. Der Oberste Staatsanwalt Willy
Padrutt, der sich Marco's Akte annahm, hatte Ende Oktober 19!
80 75 Seiten zusammen, Anklage: 2 Sprengstoffanschläge und über 80
weitere Delikte, wie Diebstahl, Sachbeschädigung und
Hausfriedensbruch.
Rene, der wegen der gleichen Sache wie Marco verurteilt worden ist,
kommt aus einer jenischen Familie. Er kam schon als Kind zu spüren,
dass für solche wie ihn und seine Familie in unserem System keinen
Platz vorhanden ist. Da er das nie akzeptieren konnte und zudem nicht
gekuscht und sich nicht angepasst hat, kam er in Arbeitserziehung,
Vormundschaft und Psychiatrie. Irgendwann hatte er sich mit Marco
zusammgetan, der eine hatte das politische Bewusstsein, der andere
die praktische Erfahrung und Fachkenntnisse.
Am 26.1.1981 wird Marco zu 10 Jahren Haft verurteilt, Rene zu 7 1/2
Jahren. Marco verweigert jegliche Zusammenarbeit mit der Justiz,
deren Legitimität er nicht anerkannte, stattdessen verlas er im
Gerichtssaal eine Erklärung, in welcher er die Aktionen als Protest
gegen die Umweltzerstörung durch die Stromindustrie in die
Perspektive des Kampfes gegen die kapitalistische
Gesellschaftsordnung stellte. In diesem Jahr der Untersuchungshaft
haben sich beide verändert, doch nicht so, wie sich die Justiz
erhofft hat. Sie zeigen keine Einsicht und Reue. Sie brachten ihnen
das Urteil in die Zelle. Dieses Urteil nannte sogar der Tagesanzeiger
drakonisch. Ganz klar soll dieses Urteil die Bewegung abschrecken.
Die drei werden nach Regensdorf gebracht. Auch die Zürcher Bewegung
solidarisiert sich mit Marco. In dem Szeneheft Eisbrecher und nachher
Brecheisen, wird seine Rede abgedruckt sowie eine Soli-Erklärung von
ihnen. Marco war nur einer von vielen der zu Sabotageaktionen
gegriffen hat um die Atomlobby und dem voran die NOK anzugreifen. Marco sitzt
als einziger dieser Bewegung noch heute im Gefängnis.
Am 17. Dezember 1981 gelang es Marco und fünf weiteren Gefangenen
aus dem Gefängnis Regensdorf auszubrechen.
Marco verschwand in den folgenden Jahren von der Bildfläche, lebte
und kämpfte in der Illegalität. 1989 machten ihn Staatsschutz und
Medien für die Erschiessung eines Grenzpolizisten bei Brusio
verantwortlich. Im November 1991 wurde er schliesslich für mehrere
Sabotageaktionen zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, die er
grösstenteils in Hochsicherheitsknästen absass.
Italien lieferte Marco 2002 an die Schweiz aus; ihn erwarteten hier
die verbleibenden acht Jahre von Chur, sowie ein ausstehender Prozess
wegen dem Ausbruch von 1981 und der Geschichte von Brusio. Marco
blieb auch in den Schweizer Knästen politisch aktiv, hielt ein
weitreichendes Beziehungsnetz aufrecht und beteiligte sich an
Mobilisierungen und Aktionen draussen. Bis zum Prozess im Mai 2004
wurde er fünf mal verlegt und unter schikanösen Sonderhaftbedingungen
in Isolation gehalten, um ihn politisch und menschlich zu brechen,
aber auch um die Solidaritätsarbeit draussen zu erschweren. Im Juni
2004 wird es zu 17 Jahren Gefängnis wegen des Mordes an dem
Grenzpolizisten verurteilt. Danach wird er nach Regensdorf verlegt,
wo er bis heute noch immer ist. Im März 2007 gab es einen erneuten
Prozess gegen Marco, da der Staatsanwalt Weder die Verwahrung von
Marco beantragt hat. Er ist aber nicht durchgekommen und somit kann
Marco frühestens 2011 und im schlimmsten Falle 2018 entlassen werden
Marco hat sich bis heute nie brechen lassen, auch von den harten
Gefängnisbedingungen in Regensdorf. Er ist ein revolutionärer Grün-
Anarchist geblieben. Es gab und gibt immer wieder Knastspaziergänge
und Soliaktionen für ihn. Diese werden auch nicht aufhören bis Marco
endlich frei ist. Kämpfen wir dafür. Schreibt Marco, solidarisiert
euch mit ihm:
Marco Camenisch
Postfach 3143
CH-8105 Regensdorf
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