Bulletin Nr. 27; März 2000
Rassistischer Alltag
Eine Polizeikontrolle im Kreis 4
In Zürich sind Menschen, die «ausländisch» aussehen, oft von
Willkür und Rassismus betroffen. Vor allem im Kreis 4 und 5 reicht
«nichtschweizerisches» Aussehen aus, um von der Polizei als kriminell
eingestuft zu werden. Der folgende Erlebnisbericht dokumentiert eine im
Kreis 4 und 5 alltägliche Realität.
Frau Z. ist Inhaberin eines kleinen Coiffeurgeschäftes im Kreis 4. Sie hat
einen Schweizer Pass und kommt ursprünglich aus Santo Domingo. Am Freitag
dem 29. Oktober um circa 15.00 Uhr wurde sie – von der Militärstrasse her
kommend, wo sie gerade Geld gewechselt hatte – ganz in der Nähe ihres
Geschäfts von 4 Polizeibeamten (2 Frauen, 2 Männer) kontrolliert.
Frau Z. wurde zuerst aufgefordert, sich auszuweisen, was sie auch umgehend
und ohne Widerspruch tat. Danach wurde sie aufgefordert, sich an die Wand
zu stellen, die Schuhe und die Jacke auszuziehen und ihre Taschen zu
leeren. Sie weigerte sich, dies auf offener Stras-se zu tun. Daraufhin
wurde ihr mit Gefängnis gedroht. Auf ihre Frage hin, was dies alles
bedeute, wurde ihr geantwortet, dass dies eine Drogenkontrolle sei. Sie
antwortete, dass sie weder Prostituierte sei noch etwas mit Drogen zu tun
habe, sondern einen Coiffeurladen besitze und umgehend mit ihrem Anwalt
Kontakt aufnehmen wolle.
Die PolizistInnen lachten und schenkten ihr keinen Glauben. Schliesslich
wurde Frau Z. mit Handschellen grob in den Polizeiwagen gestossen und in
die Kreis-wache 4 an der Militärstrasse gefahren. Dies alles, obwohl sie
von sich aus anerboten hatte, sich in ihrem eigenen Coiffeurladen
durchsuchen zu lassen, welcher gleich um die Ecke lag. Zudem führte sie an,
dass Kundinnen im Geschäft auf sie warteten. Die PolizistInnen gingen nicht
auf die Einwände ein.
Auf der Wache wurde sie in eine kleine Kammer geführt und musste sich
splitternackt ausziehen. Zwei Beamtinnen untersuchten sie und machten
Bemerkungen wie: «Schau auf den Boden, wenn Drogen herunterfallen, dann
sind es deine». Frau Z. fühlte sich sehr gedemütigt und wie Dreck
behandelt. Danach musste sie ein Formular mit ihren Personalien ausfüllen.
Sie bekam einen Zettel, auf dem ihr Name stand und dass sie nun gehen
könne. Den Zettel musste sie unterschreiben.
Etwa 20 Minuten später ging sie zusammen mit ihrem Mann auf die Kreiswache,
um gegen das erniedrigende Vorgehen der BeamtInnen zu protestieren. Sie
fühlte sich «wie eine Verbrecherin und wie ein Parasit» behandelt. Es wurde
ihr entgegengehalten, «dass sie sicher ihre Papiere nicht dabei gehabt hat
und deswegen mitgenommen worden sei» ...
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