Bulletin Nr. 31; Juni 2001
Revolte gegen Flüchtlingsbeamte
Am 8. Mai luden das Bundesamt für Flüchtlinge (BFF), die Direktion für
Entwicklungszusammenarbeit (Deza) und das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) Flüchtlinge
aus Somalia, Äthiopien und Eritrea ein, um über das Programm «Freiwillige Rückkehr» zu
informieren. Die Veranstaltung wurde für die Organisatoren zum Fiasko.
Man sollte nicht die Küken zählen, bevor die Eier brechen
(Somalisches Sprichwort)
Schon das vorbereitete Konzept des Rotkreuzvertreters ging im Protest der zahlreichen Anwesenden unter. Sein
paternalistischer Vorschlag, an jedem Tisch möchten doch Fragen formuliert werden, (wobei politische Themen oder
solche des Status strikte ausgeschlossen werden müssten) auf welche dann der zuständige Behördenvertreter
Antwort geben würde, erntete Hohn und Gelächter.
Die Podiumsteilnehmer von BFF, SRK und Deza wirkten nervös und verunsichert. Denn nun folgte Rede auf Rede der
gut vorbereiteten Somali. Eine junge Frau schilderte etwa ihre Situation als Jugendliche in der Schweiz ohne
Bildungsmöglichkeiten.
Über das Programm der «Freiwilligen Rückkehr» wollte niemand der Betroffenen diskutieren. Bereits zu einem
früheren Zeitpunkt hatten sie das als verfrüht und unmöglich abgelehnt.
Die wenigen anwesenden Äthiopier verliessen den Saal, nachdem sie kurz und knapp erklärt hatten, sie seien aus
politischen Gründen geflüchtet und die Verhältnisse in ihrem Land seien nicht so, dass an Rückkehr gedacht werden
könne.
Nach drei viertel Stunden endlich gelang es den überrumpelten Behördenvertretern, sich eine kurze Redezeit zu
verschaffen. Ein Deza-Mann ergriff das Wort mit der Begrüssung «Salamaleikum». Er sprach von Aufstand und
Revolte im Saal und von offensichtlich gut vorbereiteten Rednern. Er hingegen sei darauf nicht vorbereitet. Zu den
Flüchtlingen meinte er: Es gebe auch arme Äthiopier in der Schweiz, viele hätten Heimweh, einzelne Frauen hätte sich
schon in der Prostitution betätigt. Im Übrigen erklärten sich alle anwesenden Behördenvertreter als nicht zuständig für
die aufgeworfenen Probleme.
Als dann die Vorzüge des Rückkehrprogramms erneut verkündet werden sollten, begannen die Frauen laut zu rufen
und zu schimpfen, die Podiumsteilnehmer wurden umringt, und viele der Anwesenden standen auf und verliessen den
Saal.
augenauf Zürich
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