Bulletin Nr. 33; Dezember 2001
Haftstrafen für rechtsextremen Überfall auf Punks
Ende August 1999 überfielen rund 20 Nazi-Skins nach einer Sauftour vier
jugendliche Punks am Zürcher Stadelhofen. Sie stürmten «Sieg Heil»
schreiend in den Park, schlugen ohne Vorwarnung einem 17-jährigen Mädchen
eine volle Bierflasche auf den Kopf und dreschten danach mit Flaschen,
Schlagring und Stahlkappen-Stiefeln auf einen gleichaltrigen Burschen ein.
Sie traktierten ihn auch dann noch, als er schon längst regungslos auf dem
Boden lag. Der junge Punk erlitt einen schweren Schädelbruch, verlor vier
Zähne und kam nur knapp mit dem Leben davon.
Am 15. November 2001 ist jetzt einer der Täter vom Zürcher Bezirksgericht
zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die Strafe wurde zu Gunsten
einer ambulanten Therapie aufgeschoben. Der andere Hauptangeklagte war
bereits zu einem früheren Zeitpunkt zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.
Die Sache ist jetzt also von der Justiz erledigt. Eine politische
Aufarbeitung fand allerdings nie statt: Die Stadtpolizei spielte damals in
einem Pressecommuniqué den Überfall als «Bandenkrieg» zwischen verfeindeten
Jugendgruppen herunter. Sie mass dem Angriff keinerlei rechtsextremen
Hintergrund bei, dies, obwohl die Täter von ihrem Outfit her klar als
Nazi-Skins erkennbar waren und sie mit rechtsextremen Parolen auf die vier
losstürmten. Schon vor der Tat hatten aber auch verschiedene Medien, die
Vereinigung der Ladenbesitzer rund um den Stadelhofen und das
Sozialdepartement der Stadt Zürich eine sehr bedenkliche Rolle gespielt.
Sie inszenierten eine wahre Hetzkampagne gegen die Punks und Alkoholiker,
die sich seit Jahren im Stadelhofen-Park treffen. Es wurde von einer
drohenden Verslumung fabuliert und eine neue Drogenszene heraufbeschworen,
was jeglicher Realität entbehrte. Angesichts der Hetze war dieser Überfall
absehbar.
augenauf Zürich
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