Mehmet Eşiyok wurde 1966 in Aralik geboren, und wuchs in Dogubeiyazit auf. Sein Vater wurde kurz nach Mehmets Geburt ermordet.
Da die Mutter nicht mehr heiratete, wuchs er mit sechs Geschwistern als Halbwaise auf. Als Kind verlor er auch seinen
ältesten Bruder durch Krankheit. Inzwischen sind auch seine Mutter und ein weiterer Bruder gestorben. Eşiyok besuchte das
Gymnasium in Dogubeyazit. Er bestand 18-jährig die Aufnahmeprüfung an die Universität und begann Betriebswirtschaft zu
studieren. In dieser Zeit starb seine Mutter, und er musste sich um den Erhalt der Familie kümmern. Er brach sein Studium ab
und begann die Ausbildung zum Lehrer. Danach unterrichtete er an einer Grundschule mehrere Klassen.
Unter dem Eindruck der massiven Unterdrückung der KurdInnen in der Türkei schloss er sich 1989 der PKK an. Er wurde sofort
dem Pressebereich zugeteilt und schrieb für die Zeitschrift Peshmerga, die später in Artesa Gel umbenannt wurde. Ab 1991 war
er im türkisch-iranischen Grenzgebiet in der politischen Ausbildung tätig. Ende 1995 kam er nach Damaskus, um dort wiederum
in der Schulung zu arbeiten. Hier wurde er ins Zentralkomitee der PKK gewählt, um danach wieder in die Berge zu gehen.
Wiederum übernahm er Aufgaben im Bereich Schulung und Logistik. Er hat innerhalb der Partei schon früh die Meinung vertreten,
dass der bewaffnete Kampf nicht zum Ziel führen könne.
Nach der Gefangennahme Abdullah Öcalans wurden die Diskussionen um die zukünftige Richtung der PKK intensiver, und Eşiyok
trat öffentlich für die Auflösung der Guerilla ein. Er wurde nun vermehrt im diplomatischen Bereich eingesetzt. In dieser
Funktion weilte er häufig im Nordirak und im Iran. Wegen seinen politischen Positionen ist er immer häufiger des
«Reformismus« verdächtigt worden. Eşiyok wurde jedoch immer in seiner hohen Funktion in der PKK bestätigt. 2003 wurde die PKK
in Kongra Gel umbenannt, und Eşiyok wurde wiederum ins Zentralkomitee gewählt. Danach wurde er mit diplomatischen Aufgaben in
den GUS-Staaten beauftragt, die ihn hauptsächlich nach Moskau brachten. Etwa zwei Jahre später beschloss er, die Partei zu
verlassen und in der Schweiz Asyl zu beantragen. Er flog am 15. Dezember 2005 mit einem falschen Pass nach Zürich und meldete
sich dort bei den Behörden. Am 20. Dezember wurde er in Auslieferungshaft gesetzt. Er muss die juristischen Verfahren, die
über sein Leben entscheiden werden, aus der Gefängniszelle verfolgen.
Nachdem im Januar 2007 das Bundesgericht seine Auslieferung beschlossen hatte, trat Mehmet Eşiyok am 1. Februar 2007 in einen
unbefristeten Hungerstreik. Nach über einem Jahr des geduldigen Wartens, war dies die einzig mögliche Form des Protests, die
ihm geblieben war. Er wurde Mitte März vorsorglich in die Gefängnisabteilung des Inselspitals verlegt, wo er seinen
Hungerstreik weiter fortsetzte. In dieser Phase wurden die notwendigen Willenserklärungen vorbereitet, die den Ärzten
untersagen, sein Leben zu retten. Durch die parallel geführten Diskussionen um Ziel und Wirkung des Hungerstreiks beschloss
er nach 58 Tagen Hungerstreik, seinen Protest zu unterbrechen. Er folgte darin dem Wunsch der kurdischen und der
schweizer UnterstützerInnen, für die die Weiterführung der juristischen Verfahren sehr wichtig ist. Diese wären nach seinem
Tod eingestellt worden, womit vor allem der Bundesgerichtsentscheid Gültigkeit erlangt hätte. Im April 2007 ist Mehmet Eşiyok
ins Bezirksgefängnis Zürich verlegt worden, wo er danach wieder langsam an Gewicht zunahm. Allerdings ist er bis heute vom langen
Gefängnisaufenthalt und dem Hungerstreik gezeichnet. Am 21. November 2007 wurde Mehmet Eşiyok ins Gefängnis Pfäffikon ZH
verlegt.