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augenauf am 1. Mai 2003

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- Nachlese aus der gedruckten Presse
 


 
 
Pressecommuniqué von augenauf Basel, 1. Mai 2003
Unkontrollierter Polizeihund verletzt Passant

Am Rande der 1.-Mai-Demo in Basel kam es zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen links- und rechtsgerichteten Jugendlichen. Die gewaltlose Szene bekam durch die überraschenderweise mit Diensthunden eingreifenden Polizisten eine dramatische Wendung. Aus unerfindlichen Gründen verbiss sich ein Polizeihund im Bein eines Passanten. Das Tier hörte nicht auf die Befehle des verantwortlichen Hundeführers. Der Polizist schaffte es auch mit Hilfe eines weiteren Passanten nicht, das Opfer aus dem Klammerbiss des Hundes zu befreien. Erst ein beherzter Zivilist, welcher dem Tier mehrere gezielte Faustschläge auf die Schnauze versetzte, konnte den Gebissenen befreien. Der Verwundete wurde mit der Sanität auf die Notfallstation des Kantonsspitals transportiert.
Dies ist nicht der erste derartige Vorfall im Rahmen gewaltfreier Demonstrationen.

Allgemein stellt sich die Frage, weshalb Polizeihunde an Demonstrationen eingesetzt werden, insbesondere wenn es sich um Tiere handelt, deren Schulung offensichtlich massive Lücken aufweist. Die offiziell praktizierte Deeskalations-Taktik der Basler Polizei wird durch den Einsatz nicht kontrollierbarer Hunde zur Farce.

augenauf fordert deshalb, auf sämtliche Einsätze von Polizeihunden bei Demonstrationen und allen anderen Menschenansammlungen zu verzichten.

1. Mai 2003, Augenauf Basel

 
 
 

Im Pressecommuniqué des PMD wird fälschlicherweise behauptet, beim Gebissenen handle es sich um einen "Randalierer":

 
 
Polizei Basel-Stadt, Medienmitteilung Nr. 84, 1. Mai 2003
1. Mai in Basel: Verletzte und Festnahmen

Die Basler 1. Mai-Kundgebung ist nicht ganz ungetrübt über die Bühne gegangen. Am Rande der Veranstaltung zogen rund 150 meist Jugendliche aus der Chaotenszene durch die Innenstadt, wobei der öffentliche und private Verkehr massiv gestört wurde. Auf dem Bankenplatz kam es nach 12 Uhr zu Farbschmierereien. Vor dem Haupteingang der UBS entzündeten die Randalierer aus mitgeführtem Holz ein Feuer, so dass die Berufsfeuerwehr aufgeboten werden musste. Im Personaleingang der Bank wurden später zwei Brandsätze gefunden, von denen einer nicht losgegangen war. Ein Teil der Randalierer bewegte sich anschliessend Richtung Bahnhof, die restlichen marschierten zurück auf den Barfüsserplatz.

Eingangs der Steinen kam es zu einer Schlägerei, als rechtsradikale Jugendliche provokativ eine Friedensfahne zerrissen, worauf zuerst aufgebrachte Ausländer und dann die linken Randalierer auf sie losgingen. Als die Polizei eingriff, wurde auch sie massiv angegriffen. Bei der Auseinandersetzung gab es zwei verletzte Personen. Ein Polizist erlitt Verletzungen durch eine Bierflasche, die ihm ein Chaot mitten ins Gesicht schlug. Ein Randalierer wurde von einem Polizeihund ins Bein gebissen und musste ebenfalls von der Sanität ins Spital gebracht werden. Die Polizei nahm vier Personen fest, wovon sich noch zwei in Haft befinden.

 
 
 


Offensichtlich schilderte der Polizeisprecher den Ablauf der Ereignisse mit leichten Differenzen zum offiziellen PMD-Communiqué. So sei die Friedensfahne verbrannt (PMD: «zerrissen») und der Beamte sei von einer Flasche am Kopf getroffen worden (PMD: «mitten ins Gesicht» geschlagen).
Aber auch sonst gibt es diverse Varianten: was für die einen ein «Tumult», für andere eine «Handgreiflichkeit» war, wurde im "20min" gar zur «Massenschlägerei». Einige Meldungen nehmen es mit der Chronologie der Ereignisse nicht so genau (die Aktionen am Bankenplatz fanden vor dem «Tumult» statt..).
N.B.: Die PMD-Ente, wonach es sich beim Hundebiss-Opfer um einen «Randalierer» gehandelt haben soll, wurde nur gerade von teleBasel übernommen...


 
 

 

 
 
BaZ online, 1.05.03, Inland / Region
Zwei Verletzte und Sachbeschädigungen
[...]

Bei Ausschreitungen am Rande der 1. Mai-Kundgebung in Basel sind zwei Personen verletzt worden. Autonome gerieten sich bei ihrem eigenen Zug zum Bahnhof mit Rechtsradikalen in die Haare. Es kam auch zu Sachbeschädigungen. Der «Revolutionäre Block» brach vom Kundgebungsort auf dem Marktplatz auf, bevor die letzte Rede auf der Gewerkschaftsbühne begonnen hatte. Zuvor waren die rund 100 teils Vermummten ohne Zwischenfälle mitgelaufen.

Zum Streit kam es dann in der Steinenvorstadt, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage sagte. Die Rechten hätten vor einem Pub eine Friedensfahne von Autonomen angezündet. Davon hätten sich Ausländer provozieren lassen, und es sei zu einem Tumult gekommen. Dabei wurden die die Autonomen handgreiflich. Die Polizei musste eingreifen. Verletzt ins Spital gebracht werden mussten schliesslich ein Mann wegen einem Hundebiss sowie ein Polizist, der eine Bierflasche an den Kopf geschlagen bekam. Gemäss dem Polizeisprecher entfachten die Autonomen danach auf dem Weg zum Bahnhof noch ein Feuer auf dem Bankenplatz, und es kam zu Sprayereien.

Bereits am Rande des offiziellen Zuges vom Besammlungsort Claraplatz zum Marktplatz hatte die Polizei aufgrund eines Tipps die Personalien von rund 20 zumeist kahl geschorenen Personen aufgenommen. Nach Polizeiangaben konnte damit eine geplante Konfrontation mit 1. Mai-Teilnehmenden vermieden worden.

[...]

 
 
 
SDA, 1.05.2003 17:50
(unverändert übernommen von 20min online 1. Mai 2003 17:50 / news.ch, 1.05.2003, 16:54 / Tages-Anzeiger, 3.05.2003, Schweiz)
Ausschreitungen in Basel und Bern
[...] Bei Zusammenstössen zwischen Autonomen und Rechtsradikalen in Basel wurden zwei Personen verletzt, darunter ein Polizist. Die Rechten hätten vor einem Pub eine Friedensfahne von Autonomen angezündet, sagte ein Polizeisprecher. Davon hätten sich Ausländer provozieren lassen, und es sei zu einem Tumult gekommen. Dabei wurden die Autonomen handgreiflich. Die Polizei musste eingreifen. [...]
 
 
 
Blick online, 1.05.2003 17:56
1. MAI 2003
[...] In Basel gab es bei Ausschreitungen zwei Verletzte. [...]

 
 
 
NZZ online, 1. Mai 2003, 17:52
Zwei Verletzte in Basel
[...] In Basel wurden Autonome handgreiflich, als Rechtsradikale am Rande der 1.-Mai-Kundgebung eine Friedensfahne anzündeten. Die Polizei musste eingreifen. Ein Mann und ein Polizist mussten verletzt ins Spital gebracht werden. Gemäss einem Polizeisprecher entfachten die Autonomen danach auf dem Weg zum Bahnhof noch ein Feuer auf dem Bankenplatz. Zudem sei es zu Sprayereien gekommen. [...]

 
 
 
Radio Basilisk, 1. Mai 2003, 18:00
Ausschreitungen an 1. Mai Demo in Basel
[...] (ern) Basel - Bei Ausschreitungen am Rande der 1. Mai-Kundgebung in Basel sind zwei Personen verletzt worden. Autonome gerieten sich in der Steinenvorstadt mit Rechtsradikalen in die Haare. Die Rechten hätten laut der Polizei dort zuvor eine Friedensfahne von Autonomen angezündet. Verletzt ins Spital gebracht werden mussten ein Mann wegen einem Hundebiss sowie ein Polizist, dem eine Bierflasche an den Kopf geschlagen wurde. Es kam auch zu Sachbeschädigungen. [...]

 
 
 
BlueWin, 1. Mai 2003, 18:06
Ausschreitungen
[...] Bei Ausschreitungen am Rande der 1. Mai-Kundgebung in Basel wurden zwei Personen verletzt. Autonome gerieten sich bei ihrem Demonstrationszug zum Bahnhof mit Rechtsradikalen in die Haare. Es kam auch zu Sachbeschädigungen. [...]

 
 
 
tele Basel, 1. Mai 2003
zwei Persone verletzt
[...] Am Rand vo dr Erscht-Mai-Kundgäbig syn hüt z’Basel zwei Persone verletzt und vier Persone fescht-gnoh worde. Ei Polizischt isch mitere Bier-fläsche verletzt worde, wo d’Polizei in dr Steine ine Schlägerei zwüsche Rächts-radikale, Ussländer und linge Randalierer igriffe het. Ei Randalierer isch vome Polizei-hund ins Bei bisse worde und het ebefalls ins Spital müesse. Uf em Banke-platz ischs lut dr Polizei usserdäm zu Farb-schmierereie ko, und vor dr UBS het d‘Polizei e Füür müesse lösche, wo Chaote a-zündet hän. [...]

 
 
 
BaslerZeitung, 2. Mai 2003
Randale zum 1. Mai in Basel
[...] Die Feier verlief zunächst friedlich. Doch nachdem in der Steinenvorstadt einige Skinheads eine Pace-Fahne angezündet hatten, kam es zu Ausschreitungen. Zwei Personen, darunter ein Polizist, wurden verletzt. Vier Jugendliche wurden festgenommen, worauf es zu einer halbstündigen Sitzblockade kam. [...] (Frontseite)

Genossinnen, Glatzköpfe und Gesang
[...] Ganz ohne Ausschreitungen gings trotz allem nicht: In der Steinenvorstadt zündeten ein paar «Glatzen», dieselben, die zuvor kontrolliert worden waren, eine Pace-Fahne an, worauf zuerst Migranten, dann «Linke» auf sie los gingen. Vier Jugendliche aus der linken Szene wurden festgenommen. Einer davon musste mit einem Polizeihund-Biss ins Spital gebracht werden. Ebenso erging es einem Polizisten – ihm wurde eine Flasche ins Gesicht geschlagen.
Somit nicht genug: Rund 80 «Linke» zogen nach dieser Schlägerei gemeinsam vor die Staatsanwaltschaft bei der Heuwaage, um ihre verhafteten Kollegen zu befreien. Diese befanden sich zu dem Zeitpunkt allerdings an einem anderen Ort, was die Jugendlichen nicht wussten. Nach einer halbstündigen Sitzblockade, die den Verkehr lahmlegte, zogen sie weiter. Dies in der Annahme, alle ihre Freunde seien in der Zwischenzeit freigelassen worden, was nicht der Fall war. Der Panzer, der zu Beginn des Tages noch fahrtüchtig war, existiert übrigens nicht mehr. Er wurde beim Bankenplatz in Flammen gesetzt. Die Feuerwehr musste aufgeboten werden und den Brand löschen. [...] (Regionalteil)

 
 
 
20min 2. Mai 2003
Massenschlägerei nach Kundgebung zum 1. Mai
[...] In Basel zogen rund 1500 Demonstranten von der Messe zur 1.-Mai-Kundgebung auf den Marktplatz. Danach kam es zu einer Massenschlägerei in der Steinenvorstadt.
Rund 100 Vermummte des Revolutionären Blocks brachen nach der Kundgebung in Basel Richtung Bahnhof zur Nachdemo in Zürich auf. «In der Steinen vor dem Pickwick Pub kam es zu einer Massenschlägerei, weil Rechtsradikale die Friedensfahne der Autonomen zerrissen haben», sagte Polizeisprecher Klaus Mannhart. Ein Mann, der von einem Polizeihund gebissen wurde und ein Polizist, der eine Bierflasche an den Kopf geschlagen bekam, mussten hospitalisiert werden. Vor der UBS am Bankenplatz versprayten Autonome Mauern und zündeten ein grösseres Feuer an. Die Feuerwehr musste ausrücken. [...]

 
 
 
BaslerZeitung, 3. Mai 2003, Nachrichten
«augenauf» protestiert
BaZ. Am Rande der 1.-Mai-Demo in Basel kam es wie berichtet zu Auseinandersetzungen zwischen links- und rechtsgerichteten Jugendlichen. «Durch die überraschenderweise mit Diensthunden eingreifenden Polizisten bekam die gewaltlose Szene eine dramatische Wendung», schreibt die Organisation «augenauf» in einer Mitteilung. «Aus unerfindlichen Gründen» habe sich ein Polizeihund im Bein eines Passanten verbissen. Das Tier habe nicht auf die Befehle des verantwortlichen Hundeführers gehört, der es auch mit Hilfe eines weiteren Passanten nicht geschaftt habe, das Opfer aus dem Klammerbiss des Hundes zu befreien. Die offiziell praktizierte Deeskalations-Taktik der Basler Polizei werde durch den Einsatz nicht kontrollierbarer Hunde zur Farce. «augenauf» fordert deshalb, auf sämtliche Einsätze von Polizeihunden bei Demonstrationen und allen anderen Menschenansammlungen zu verzichten.

 
 
 

Am 6.05.03 beklagt sich Regierungsrat Schild anlässlich der Generalversammlung der Basler Polizeibeamten darüber, dass der Hundebiss in den Medien wesentlich stärkere Beachtung gefunden habe, als der verletzte Polizist. Eine Behauptung, welche sich anhand der obigen Zeitungsausschnitte leicht widerlegen lässt ...

 
 
BaslerZeitung, 8. Mai 2003
Polizisten wehren sich gegen NPM
[...] «Demos werden anscheinend wieder modern», sprach Regierungsrat Jörg Schild einen heiklen Punkt im vergangenen Polizeijahr an. Diese Anlässe würden dazu missbraucht, chaotisch zu werden. Aber: «Die Polizei ist nicht dazu da, die Gesellschaft zu erziehen und das nachzuholen, was die Eltern versäumt haben.» Alle forderten zwar Sicherheit an den Demos, aber wenn die Polizei ihre Arbeit mache, werde gemeckert. Sein Beispiel: Nach den 1.-Mai-Demos habe er fette Schlagzeilen gelesen. Ein Demonstrant wurde von einem Polizeihund gebissen. «An der gleichen Demo wurde einem von euch eine Flasche über den Kopf gezogen», empörte sich Schild. Dieser Zwischenfall sei aber lediglich in einem Nebensatz erwähnt worden.
[ ... ]
Den Ball seines Vorgesetzten Schild greife er gerne auf, sagte Zalunardo: «Wir versuchen, unseren Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen», sprach er die in letzter Zeit zunehmenden Übergriffe auf Demonstranten seitens der Polizei an.
Aber: «Fehler passieren – wir sind auch nur Menschen.» Natürlich müsse man jeden Vorfall genau durchleuchten, um herauszufinden, was geschehen sei und wieso. Zalunardo meinte trotzdem: «Ein beschuldigter Polizist hat die gleichen Rechte wie jeder andere Angeklagte.» [...]

 
 
  ... und schliesslich sei noch darauf verwiesen, dass Polizeihunde im Getümmel auch gelegentlich ihre Herrchen beissen. So geschehen im April 2001 vor dem Joggeli ...