Ein Vorteil des Extrazugs besteht sicherlich darin, dass den Fans der Umweg über den Hauptbahnhof erspart bleibt. Doch dieser Extrazug entpuppte sich als Falle:
Das Empfangskomitee, welches die Reisenden im Vorortbahnhof Altstetten erwartete, verhiess nichts Gutes: Polizeigrenadiere mit Gas/Wasser-Sprühgeräten und Gummigeschoss-Karabinern im Anschlag säumten den Perron, riegelten alle Ausgänge ab, mobile Gitterzäune verstärkten den Eindruck eines Kessels zusätzlich. Ein Anblick, von welchem sich eine Handvoll Spontis so provoziert fühlte, dass die eine oder andere Flasche oder Dose aus den Fenstern flog.
Das Riesenaufgebot an PolizistInnen in Kampfmontur wurde später von der Polizeiführung damit begründet, dass Basler Polizei und Bahnpolizei gemeldet hätten, dass sich «dutzende Gewaltbereiter» im Zug befunden hätten. An einer Pressekonferenz heisst es sogar, dass gemäss Basler Polizei «die Mehrheit» der Passagiere dem «gewaltbereiten Fan-Kern» zuzuordnen gewesen seien. Gegenüber dem «Tagi» behauptete die Pressesprecherin, dass im Zug mitreisende Zivilpolizisten «massive Sachbeschädigungen» gemeldet hätten. Dem widersprechen die Reisenden, vom Fanbeauftragten bis zum SBB-Zugbegleiter mit Nachdruck: die Fahrt sei ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen.
Als der Zug anhielt, wurden die Passagiere aufgefordert, auszusteigen und sich kontrollieren zu lassen. Unmut kam auf, Sprüche fielen, einige Bierdosen flogen. Sofort reagierten die polizeilichen Kampftruppen mit Tränengas und Gummischrot. Die eingekesselten, fluchtunfähigen Fans - darunter viele Frauen und Kinder - heulten und husteten (man erinnere sich der immer wieder gehörten Voten der Befürworter von Tränengas und Gummigeschossen: es handle sich hierbei um «Distanzwaffen», welche nie in geschlossenen Räumen oder gegen fluchtunfähige Personen angewendet würden...).
Insgesamt 427 von rund 650 Personen wurden vorläufig festgenommen. Nur Kinder, als seriös eingestufte Frauen und ältere Leute - im Idealfall komplette Familien - durften sich nach oberlächlicher Kontrolle in Richtung Hardturm-Stadion absetzen.
Allen andern wurden die Hände mit eng zugezogenen Kabelbindern auf den Rücken geschnürt, die Taschen geleert, die Effekten in einem Plastiksack um den Hals gehängt. Menschen und Plastiksäcke wurden mit wasserfestem Stift wie Vieh markiert,- B wie Basel und dahinter eine Laufnummer von 1 bis 427.
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