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De(?)-Eskalationstaktik
Glaubt man den offiziellen Verlautbarungen des Polizeikommandos, dann wird in Basel eine strikte De-Eskalationstaktik befolgt. Dies bestätigt sich insofern, als dass sich uniformierte Polizeikräfte während Demonstrationen meist diskret im Hintergrund aufhalten und sich auch einmal zurückziehen, wenn eine Situation kritisch wird.
Anders sieht jedoch der Mikrokosmos auf der Ebene einzelner «OrdnungshüterInnen» aus, speziell dann, wenn Aktionen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. So häufen sich beispielsweise Berichte über unnötige Gewaltanwendung bei Kontrollen. Würgen, an die Wand pressen, an den Haaren zerren, auf den Boden werfen - dies sind immer wieder geschilderte Tätlichkeiten. Dazu kommen verbale Entgleisungen, vom «Duzen» bis hin zu rassistischen, sexistischen und gewaltandrohenden Verbalattacken.
Wer auf den Posten mitgenommen wird (selbstverständlich in Handschellen), muss mit hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass dort die Beschimpfungen weitergehen und dass ein umfangreiches Demütigungs- und Einschüchterungs-Prozedere bevorsteht; angefangen bei erkennungsdienstlichen Massnahmen bis hin zur Verletzung der Intimsphäre. Den Abschluss bildet meist der Einschluss in eine Zelle - oftmals nackt.
Dass sich eine solche Behandlung nicht eben de-eskalierend auf das zukünftige Verhältnis zwischen Opfern und Staatsgewalt auswirkt, liegt auf der Hand.
Kesseltreiben gegen Feindbilder
Mehr als fragwürdig sind auch andere Methoden, mit welchen die Polizei vorab jungen, politisierten Menschen die Teilnahme an Kundgebungen nachhaltig vergällen will: da werden Leute gleich reihenweise registriert, vorgeladen und mit der Eröffnung eines Verfahrens wegen Landfriedensbruchs konfrontiert. Aus Aufmüpfigkeit oder auch nur aus Unverständnis von Seiten der Betroffenen resultieren postwendend Anzeigen wegen «Diensterschwerung», «Drohung und Gewalt gegen Beamte» usw. und wer es wagt, seine Erfahrungen öffentlich zu machen, erlebt als Bonus eine Diffamierung durch den polizeilichen Propagandaapparat. Via Pressecommuniqué wird dann mitgeteilt, dass die Polizei immer «im Recht» sei, «besonnen und verhältnismässig» gehandelt habe und die Opfer selbst Schuld hätten, wenn es einmal etwas ruppig zugehe. Wer Übergriffe schildert, sieht sich selbst schnell als «Lügner» abgestempelt, friedliche Kundgebungsteilnehmende werden zu «Chaoten» aufgebauscht, Jugendliche in Festlaune als besoffene «Randalierer» verunglimpft. Harmlose Utensilien des Alltags mutieren im Licht der Polizeiberichterstattung zu «Krawallmaterial» oder gar zu «gefährlichen Waffen» und ihre BesitzerInnen zu «gewaltbereiten» Feinden des Rechtsstaates. Die Unschuldsvermutung gilt nur bezüglich der Taten von PolizistInnen.
Bei solchen Verhaltensweisen der Beamten wird das Reden von einer «De-Eskalationstaktik» zur Farce. Die propagierte Taktik wird in den unteren Chargen nicht akzeptiert und umgesetzt. Nur wenn Rambos, Rassisten und Schläger in den eigenen Reihen nicht automatisch gedeckt, sondern endlich zur Rechenschaft gezogen werden, verdient die De-Eskalationstaktik ihren Namen.
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